Berufsorientierung auf neuen Wegen in Eberbach

  Service SCHULEWIRTSCHAFT Baden-Württemberg

Projekt Berufsausbildung 4.0 – Berufliche Orientierung goes digital in Kooperation mit der Gemeinschaftsschule Eberbach

Die Woche vom 11. Juli stand bei der Gemeinschaftsschule Eberbach ganz im Zeichen des Pilotprojekts „Berufsausbildung 4.0 – Berufliche Orientierung goes digital“. Das Projekt ist Anfang des Jahres landesweit an sechs Pilotschulen gestartet mit dem Ziel, innovative digitale und hybride Berufsorientierungsformate an Schulen neu zu denken, zu erproben und damit die guten, bewährten Angebote vor Ort sinnvoll zu ergänzen. Schulleiter Udo Geilsdörfer war sofort dabei, als seine Schule als Pilotschule angefragt wurde: „Berufsorientierung wird bei uns groß geschrieben und wir machen gerne mit, wenn es darum geht, neue Formate auszuprobieren, die unsere Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl weiterbringen!“ 

Die knapp 70 am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler aus der 8. und 9. Klasse der Gemeinschaftsschule Eberbach hatten in dieser Woche nun volles Programm. Los ging es am Montag und Dienstag mit dem neuen Format „Klassenzimmer Live“.  Ausbildungsbetriebe aus Eberbach waren eingeladen, sich und ihre Ausbildungsberufe online im Klassenzimmer vorzustellen. Das Besondere hierbei: Die Videokonferenzen liefen über den Projektpartner FindMe!, einer brandneuen App, die es Jugendlichen und Arbeitgebern ermöglicht, niedrigschwellig mit einander in Kontakt zu treten. Bewerbungen für Praktika und Ausbildungsplätze sind mit wenigen Klicks möglich, ebenso Interessensbekundungen über „Like“-Funktionen und Chats, vergleichbar mit instagram, das die meisten Jugendlichen gut kennen. Im „Klassenzimmer Live“ laden Lehrkräfte, die mit ihrer Schule ebenfalls in der App registriert sind, Betriebe aus ihrer Region unkompliziert zur Vorstellung ins Klassenzimmer ein. Anschließend haben interessierte Jugendliche die Möglichkeit, über die App mit den Betrieben in Kontakt zu bleiben. 

In Eberbach nutzten fünf Betriebe die Möglichkeit, im Rahmen des Projekts BA 4.0 über die gerade erst live geschaltete App FindMe! für ihre Ausbildungsplätze zu werben. Mit dabei: Der Katholische Kindergarten St. Maria, das Industrieunternehmen Eaton Crouse-Hinds GmbH, das Bauunternehmen Michael Gärtner GmbH, die Volksbank Neckartal und der Dachdeckerbetrieb Klaus Schüssler GmbH. Markus Schoch, Personalleiter bei Michael Gärtner, ist angetan von dem Potential, das FindMe! bietet: „Der Nachwuchsmangel in der Ausbildung ist groß. Da ist es wichtig, auch neue Wege zu gehen, um junge Leute für unsere Berufe zu begeistern. Wenn der Kontakt zwischen Betrieb und Jugendlichen per Knopfdruck möglich ist und die Hemmschwellen dadurch niedriger werden, dann ist schon sehr viel gewonnen!“ 

Im „Klassenzimmer live“ erfuhren die Projektschülerinnen und -schüler online von Ausbildern und Azubis, welche Ausbildungen es in den Betrieben und auch Duale Studiengänge es gibt und wie sie ablaufen. Am darauffolgenden Donnerstag konnten sie das Gelernte gleich vor Ort anwenden, denn an diesem Tag absolvierten die Jugendlichen eine Berufe-Schnitzeljagd über die App Actionbound. Da insgesamt acht Ausbildungsbetriebe dabei waren und die knapp 70 Schülerinnen und Schüler in sechs Gruppen aufgeteilt wurden, gab es gleich zwei Routen: Die eine führte drei Gruppen von Jugendlichen nacheinander durch das Gewerbegebiet in der Nähe der Schule. Mit Handy ausgerüstet wurden sie mit GPS über die App zunächst zur Firma Eaton, dann zu Michael Gärtner, anschließend zur NDW Draht und Stahl GmbH - Neckardraht und zum Abschluss zu Klaus Schüssler gelotst. 

Die weiteren drei Gruppen liefen auf gleiche Weise durch das Stadtzentrum von Eberbach und machten Station bei der Volksbank Neckartal, dem Kindergarten Regenbogen, der Stadtverwaltung im Rathaus und beim Wasser- und Schifffahrtsamt. An einer Station angekommen, erhielten die Jugendlichen Aufgaben und Quizfragen rund um die Ausbildungsberufe der Betriebe. Oft wurden sie vor Ort von Mitarbeitenden des Ausbildungsbereichs oder der Personalabteilung begrüßt, die ihnen bei der Beantwortung der Fragen zur Seite standen oder auch weitere Aufgaben stellten. Auf diese Weise konnten die Schülerinnen und Schüler das im „Klassenzimmer live“ erlernte Wissen vertiefen, sich einen kurzen Eindruck von den Betrieben vor Ort machen und in lockerer Atmosphäre mit den Personalverantwortlichen in Kontakt treten. Für jeden erreichten Ort und jede gelöste Aufgabe der Schnitzeljagd gab es Punkte über die App, deren Ergebnisse am Ende hochgeladen werden. Den Sieger-Gruppen der zwei Routen winken kleine Preise, die im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 25. Juli in der Schule überreicht werden. Dies und der Spaß an der Sache waren Anreiz genug für die Jugendlichen, trotz Hitze mit viel Engagement dabei zu sein. 

Im Familienbetrieb Klaus Schüssler wurden sie von Adelheid Schüssler mit selbstgemachtem Eistee und einem Praxisparcours aus den Arbeitsgebieten einer Dachdeckerei begrüßt. Nach willkommener Erfrischung packten die Schülerinnen und Schüler fleißig mit an, maßen in Teamarbeit Latten für einen Dachstuhl aus, nagelten sie fest und setzen Dachziegel ein. Ein Mädchen beeindruckte ihr Team, als sie ihren Nagel mit wenigen Schlägen perfekt platzierte, nachdem er bei einem Mitschüler etwas schief und krumm geraten war. Einige versuchten an einer weiteren Station, graue Dachschindeln zu einem Herz zurecht zu klopfen. Ein Schüler stellte sich so geschickt beim Zuschlagen der Schindel an, als würde er das jeden Tag machen. Das Resultat war ein perfekt geformtes Herz, ein stolzer Schüler und eine zufriedene Inhaberin. „Bei solchen Aktionen wie dieser Schnitzeljagd und auch den Online-Aktivitäten mitzumachen, lohnt sich auf alle Fälle“, sagte Adelheid Schüssler. „Online können wir die Jugendlichen neugierig machen. Hier bei uns im Betrieb, wenn sie die Arbeit ausprobieren und die Atmosphäre mitbekommen, können wir sie dann vielleicht überzeugen. Handwerkliche Arbeit muss man kennenlernen, um zu wissen, ob das was für einen ist. Deswegen laden wir auch alle Interessierten ein, zu uns ins Praktikum zu kommen und machen auch bei den Praktikumswochen im Sommer mit!“ Bei einigen Schülerinnen und Schülern schien der Funke zumindest für den Moment übergesprungen zu sein. Die letzte Gruppe blieb sogar bis nach Schulschluss: „Wir können auch den nächsten Bus nehmen“, sagten sie. „Erst wollen wir das hier noch fertigmachen!“.   

Nach den Sommerferien geht es mit dem Projekt BA 4.0 weiter, erneut in Kooperation mit FindMe! und mehr als 10 Ausbildungsbetrieben in und um Eberbach. 

Das Projekt "Berufsausbildung 4.0 - Zukunft gestalten" wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und unterstützt durch SCHULEWIRTSCHAFT Baden-Württemberg. Die Umsetzung erfolgt durch den Projektträger des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V., BBQ Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH. 

Die App FindMe! ist in den gängigen App-Storen erhältlich und für Schulen, Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern kostenlos. 

Bei Fragen zur Projektumsetzung in Eberbach wenden sie sich bitte an: 

Annika-Maren Gebauer, Service SCHULEWIRTSCHAFT Baden-Württemberg
Regionales Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis

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